Therapie am Meer.
Die Idee existiert schon lange. Urlaubszeit ist für die meisten Menschen die schönste Zeit des Jahres. Mit einem behindeten Kind muss man seine Kraftreserven im Sommer meist gut einteilen und die Eltern sind für die Pflege, Therapie und „Beschäftigung“ auf sich gestellt, meist nur ein Elternteil, denn bei 9 Wochen im Wochen im Sommer ist das mit dem normalen Urlaub sonst nicht machbar.
Wie oft wird man so nebenbei gefragt, „Was macht ihr denn in Sommer?“ „Wo fahrt ihr auf Urlaub?“ Urlaub das gehört zu den Dingen, die mit einem behinderten Kind eher schwierig sind. Man hat jede Menge Hilfsmittel, die man einpacken muss. Viele Eventualitäten, auf die im Vorfeld schon Rücksicht genommen werden muss. Das Reiseziel muss barrierefrei sein. Das Zimmer groß genug. Gut wären, gute schallisolierte Wände, denn so ganz leise auf Kommando geht es leider nicht. Beim Essen in einem großen Speisesaal in einem Hotel ist es zu laut. Buffet mit einem Rollstuhl, schwierig. Aktivitäten vor Ort, meist nicht machbar und somit für die ganze Familie gestrichen. Restaurantbesuche scheitern meist an einem (wirklich) barrierefreien WC. Denn die Rampe allein macht es noch nicht aus. Und dann noch – wenn man was gefunden hat – das schlechte Gewissen, wie beschäftige ich mein Kind sinnvoll. Dehnungsübungen, Stehübungen, Belasten, geistige Herausforderungen … da wird man als Mutter/Vater gleich zum Urlaubstherapeut.
Und so kam die Idee: eine Therapiewoche am Meer.
An einem ausgewählten Ort. Mit 3-4 Familien. Mit Therapeuten, zu denen die Kinder schon Vertrauen haben und die die Bedürfnisse genau kennen. Die die Kids sinnvoll beschäftigen, die notwendigen Therapien machen und dem Rest der Familie ein paar Stunden Auszeit gönnen. Zeit, die die Famililen aber auch untereinander zum gemeinsamen Austausch nützen können. Und natürlich ausgewählte gemeinsame Aktivitäten in der ganzen Gruppe.
So war der Wunsch und wir haben es im Herbst 2023 mit 3 Familien und 3 Therapeuten von Schritt für Schritt in Nordgriechenland umgesetzt.
Mit 2 Autos und einem vollen Anhänger wurden schon Tage vorher die notwendigen Hilfsmittel in das barrierefreie Feriendomizil in Griechenland gebracht. 2 Aufstehrollstühle, 1 Wasserollstuhl, 1 Rollator, Bälle, Rollen, Lagerungskissen, SUBs, Airex-Matten, Spiele, aber auch Inkontinenz-Einlagen, Desinfektionstücher, ausreichend Bettenbezüge, Equipment für den Stand und das Wasser (Sonnenschirme, Kühltasche, riesige Strandauflagen, Luftmatrazen, Schwimmutensilien …).
Und dann begann das Abenteuer. Erst kamen die Therapeuten (mit den 2 Autos), dann die Familien mit dem Flugzeug.
Fotos: Birgit Schwaighofer